Schon gewusst …?
… Die Lage der Hoden ausserhalb des Körpers bewirkt, dass die Temperatur in den Hoden circa 2–3 °C unterhalb der Körpertemperatur liegt. Dies ist Bedingung für eine optimale Spermienentwicklung.
Der Mann im Fokus
Fruchtbarkeit Mann
- Dauer der Samenzellenreifung: Etwa 64 Tage
- Steuerungszentrum: Hypothalamus im Gehirn
- Freigesetztes Hormon GnRH dient als Signal für die Hirnanhangdrüse
- Hypophyse reagiert mit der Ausschüttung von FSH und LH
- Zwei wichtige Zellen sind beteiligt in Samenkanälchen: Leydig- und Sertoli-Zellen
- LH regt Leydig-Zellen im Hodengewebe zur Testosteronproduktion an
- FSH regt die Sertoli-Zellen mithilfe von Testosteron zur Ausreifung der bereits vorhandenen unreifen Spermien an
- Reife Spermien gelangen aus Samenkanälchen in den Nebenhoden und werden im Nebenhodengang gespeichert
- Innerhalb von 14 Tagen bewegen sich die ausgereiften Spermien im Nebenhodengang weiter Richtung Samenleiter
- Samenerguss: Spermien aus dem Nebenhoden werden über den Samenleiter und die Harnröhre nach aussen gepresst
- Vollständige Aktivierung der Samenzellen: Erst durch den Samenerguss und die Beimischung der unterschiedlichen Sekrete (Seminalplasma) erhalten die Samenzellen ihre Beweglichkeit
- Der Samenerguss kann bis zu 400 Mio. Spermien enthalten
- Die Samenzellen sind erst vollständig befruchtungsfähig und bereit, mit der Eizelle zu verschmelzen, nach der sogenannten Kapazitation und Akrosomreaktion
Schon gewusst ...?
… Bei der assistierten Fertilisation werden diese Aktivierungsschritte heutzutage erfolgreich durch die angewandten Methoden kompensiert.
Spermienanzahl im Ejakulat – was ist eigentlich normal?
Laut der WHO sollten bei einem gesunden Mann pro Milliliter Ejakulat mindestens 15 Mio. Spermien vorhanden sein. Und das Ejakulatvolumen sollte mindestens 1,5 Milliliter betragen. Davon sollten 4 % normal geformt und 40 % gut beweglich sein. Liegen diese Werte darunter, ist die Fruchtbarkeit beeinträchtigt. Doch auch wenn die Spermien normal aussehen, kann es sein, dass sie funktionell nicht befruchtungsfähig sind. Diese grosse Menge ist nötig, da sehr viele Spermien auf dem Weg bis zur Eizelle absterben oder diese aus anderen Gründen nicht zu befruchten vermögen.
Mögliche Ursachen für Unfruchtbarkeit bei Männern
Leider ist es nicht in jedem Fall möglich, die Ursache der Unfruchtbarkeit eindeutig festzustellen. Bei 15 bis 30% der Paare bleibt die Ursache unbekannt.
- Störungen im Hormonhaushalt (Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes, missbräuchlich verwendete Hormon-Anabolika)
- Störung der Spermienbildung (zu wenig oder fehlerhafte Samenzellen)
- Erhöhte Hodentemperatur durch Chemotherapie, Medikamente, Bestrahlung, Fieber, Varikozelen
- Störungen des Spermientransports (Durch Verschluss der Samenwege können Spermien nicht in den Körper der Frau gelangen). Ursachen sind Entzündungen, Geschlechtskrankheiten, Verletzungen, Vernarbungen, Tumore, Unterbindung, Stoffwechselerkrankungen etc.
- Angeborene Fehlbildungen der Geschlechtsorgane (Hodenhochstand, Fehlen eines/beider Hoden, Fehlbildungen der Hoden)
- Immunologische Fehlfunktionen: Der Körper bildet Antikörper, die sich gegen die Spermien richten.
- Erektionsstörungen (Impotenz) durch Diabetes, Medikamente, Suchtmittel, Nervenschädigungen, Stress etc.
- Starke psychische/physische Überbelastung
- Alkohol
- Rauchen
- Drogen
- Medikamente
- Anabolika
- Übergewicht
- Umweltgifte
Der Alterseinfluss spielt ebenfalls eine Rolle, macht sich aber in der Regel tendenziell später als bei der Frau bemerkbar und fällt weniger auf. Die Hoden verkleinern sich und werden weicher, die Menge und Qualität der Spermien nimmt ab. Chromosomale Veränderungen, also Störungen in der Erbinformation, treten vermehrt auf. Äusserlich fällt jedoch kaum etwas auf. Insbesondere, wenn die Libido und die Erektionsfähigkeit erhalten bleiben.
Was heisst eigentlich …
… Azoospermie? Im Ejakulat fehlen die Samenzellen vollständig.
… Oligozoospermie? Die Anzahl der Samenzellen im Ejakulat ist vermindert.
… Asthenozoospermie? Die Samenzellen im Ejakulat weisen eine eingeschränkte Beweglichkeit auf.
… Teratozoospermie? Die Samenzellen haben eine veränderte Form.
Abklärungen beim Mann
Eine vertiefte Abklärung von Fruchtbarkeitsstörungen erfolgt beim Spezialisten. In diesem Falle bei einem Andrologen oder einem Spezialisten für Fortpflanzungsmedizin.
- Fragen zu:
- früheren / aktuell bestehenden Erkrankungen (z. B. Mumps, Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Geschlechtskrankheiten)
- Erbkrankheiten in der Familie
- Medikamenteneinnahme
- speziellen Therapien wie Bestrahlung oder Chemotherapie, Verletzungen der Geschlechtsteile, chirurgischen Eingriffen (z. B. Leistenbruch)
- Lebensstil (Alkohol, Rauchen, Sport, Häufigkeit von Geschlechtsverkehr)
- Fragen zu:
- Bestimmung etwaiger Hodenanomalie (Lage, Grösse, Form) oder -erkrankung
- Blutanalysen (inkl. Hormonanalysen)
- Analyse der Samenflüssigkeit und der Samenzellen (Spermiogramm)
- Samenzell-Funktionstests und Urinanalysen
- Ultraschalluntersuchung der Hoden oder der Prostata
- Biopsie zur Untersuchung des Hodengewebes
- Genetische Untersuchung zur Detektion von Hormon-/Rezeptor-Polymorphismen
Unfruchtbarkeit beim Mann – ist das überhaupt ein Thema?
Tendenziell scheint sich weltweit die Samenqualität beim Mann kontinuierlich zu verschlechtern. Die Gründe sind unklar. In 40 % der Fälle von unerfülltem Kinderwunsch liegt das Problem in der Unfruchtbarkeit des Mannes. Laut dem Schweizerischen Bundesamt für Statistik ist 2013 die Unfruchtbarkeit des Mannes mit 38 % der häufigste Grund in der Schweiz für eine IVF-/ICSI-Behandlung.
